Den Fadenverlauf bei feinem Segeltuch finden

13. August 2007 Kommentare

Bekanntlich ist für den guten Stand eines Segels der Fadenverlauf von entscheidender Bedeutung. Sowohl beim Groß- als auch bei den Vorsegeln soll er parallel zum Hinterkante (Achterliek) verlaufen. Wenn das Segeltuch in Richtung der Fäden gespannt wird kann es sich nicht ausrecken. Damit ist die Segelform stabil.
Bei sehr feinen Tuchen ist dieser Verlauf aber nicht immer leicht zu erkennen. Bei einem normalen Gewebe verlaufen die Kettfäden in der Richtung, in der das Tuch auf Ballen gerollt ist. Die Anzahl der Kettfäden bestimmt die Breite der Tuchbahn. An den Rändern dieser Bahn sind immer Markierungen von der Produktion in Form von „Nadelstichen“ erkennbar. Daher können wir ein Tuch nicht über die ganze Breite nutzen.

Quer zu den Kettfäden verlaufen die Schussfäden. Bei alten Webstühlen gut zu sehen: diese Fäden werden mit dem Schiffchen zwischen den Kettfäden durchgeschossen.
Auf dem Foto unten ist der Rand mit den „Nadelstichen“ erkennbar. Die Kette läuft von links nach rechts, der Schuss von unten nach oben. Einige Schussfäden sind schon rausgezogen.
fadenlauf_001-590.jpg
Ist der Rand schon abgeschnitten, dann kann es schwer sein die Richtung zu finden! Das Tuch in verschiedenen Richtungen ziehen führt leicht zu einem Reck, das nicht mehr rausgeht und ist viel zu ungenau!
Ich habe es so gemacht: Bei einem Zuschnitt sind an den Schnittkanten fast immer Fransen zu sehen: Schuss- oder Kettfäden sind schräg angeschnitten und lösen sich aus dem Tuchrand. Genau das nutze ich, indem ich diese Fäden solange vorsichtig herausziehe, bis die ununterbrochene Kante des Stoffs großgenug ist, um das gewünschte Segel daraus schneidern zu können.
Foto unten: Drei Schussfäden werden zwischen der Kette herausgezogen. Der Fadenverlauf ist eindeutig zu erkennen.
fadenlauf_003-590.jpg
Diese Methode kann etwas Zeit kosten, dafür wird man aber mit einem sauberen Segelstand belohnt, vorausgesetzt, man macht nicht noch andere Fehler beim Segelschneidern.

Sicher ist das für viele von euch ein alter Hut, aber es gucken ja auch manchmal Segel-Neulinge auf diese Seiten.

KategorienTipps und Tricks
  1. Bisher keine Kommentare