So unterschiedlich und artenreich wie die Schiffe auf allen Meeren, so verschieden ist auch das Tauwerk, das für ihren Bau verwendet wird. Von den gedrehten Seilen aus Sisalfasern bis zu den auf Reeperbahnen geschlagenen Hanfseilen reicht die Palette, von den armdicken Anker- und Festmachertrossen bis zum dünnen Garn, mit dem die Segel genäht werden. Geschlagene Stahlseile werden für Wanten und Stage verwendet. Stahltaue werden heute mit s.g. Terminals verpresst. Dies sind Bauteile z.B. Augen die so unlösbar mit dem Stahlseil verbunden werden. Das Spleißen von Stahltauwerk gehört der Vergangenheit an. Sollen Hanfseile oder Taue mit einem Bauteil verbunden werden, z.B. mit einem Block, oder an einem Ende wird ein Auge benötigt, so werden diese gespleißt. Dabei wird das Seilende zu einer Bucht gelegt und aufgedreht. Die dabei frei werdenden einzelnen Kardelen werden „rückwärts“ wieder mit dem Seil verflochten. So entsteht z.B. ein Auge, in das ein Schäkel eingesetzt werden kann. Eine sehr aufwändige Arbeit, die sich bei unserem Modelltauwerk, wenn überhaupt, nur mit Engelsgeduld, Pinzette und Lupe nachbilden lässt.
Mit dem Erscheinen der Nylon- und Polyesterfaser änderte sich die Herstellungsart des Tauwerks. Die Seile werden nicht mehr geschlagen, sondern geflochten. Diese Taue lassen sich aber nicht spleißen. Wird an einem solchen geflochtenen Tauende ein Auge benötigt, so wird das Ende als entsprechend große Bucht gelegt, und mit dünnem Garn stramm umwickelt, so dass sich das Auge nicht mehr aufziehen lässt.
Eine weitere Art der Herstellung von Augen und deren Anwendung zeige ich im nachfolgenden Artikel. – Eine praktische Anwendung dieser Methode findet sich auch bei geflochtenen Abschleppseilen für Autos!
Zur Herstellung dieser „Mogelspleiße“ werden nur Stopfnadeln mit, dem Schnurdurchmesser entsprechend großem Nadelöhr und dünnflüssiger Sekundenkleber benötigt. Mit einem dünnen, spitzen Stäbchen sollen feine Klebertröpfchen an die entsprechende Stelle gebracht werden.
Hier einige Anwedungsbeispiele an meiner MAX ARCHER. – Ich habe hier nur zweimal durchgestochen – bei höheren Ansprüchen kann das natürlich auch dreimal gemacht werden.
Soll ein Auge an einer bestimmten Stelle angebracht werden, so ist die Stelle auf dem Tau zu markieren. Dann den Spleiß entsprechend anbringen.
Wird dickeres Tauwerk verwendet, so findet ein weiteres Werkzeug Anwendung: Ein passendes Ms-Rohr wird zu einem Spleißröhrchen vorn schräg und spitz geschliffen. Die ovale Öffnung sauber entgraten. Damit kann man dickere Schnur problemlos durchstechen. Das Ende in die Öffnung stecken und das Röhrchen zurückziehen, dabei wird das Schnurende mitgenommen.
Zum Abschluss der Arbeit kann man den Spleiß noch sauber mit dünnem Garn bekleiden.
Hier noch ein paar Anwendungsbeispiele an der MAX ARCHER und der PILGRIM.
Jetzt viel Spaß beim Nachmachen – und Vorsicht, Nadeln und Spleißröhrchen sind spitz! Rote Markierungen machen sich nicht so gut!